Schwerpunkt Allgemein, Medizin im EVV

Mobiles Einsatzteam

Um Patienten, Mitarbeitern, Besuchern oder anderen Personen in lebensbedrohlichen Notfallsituationen sofort helfen zu können, gibt es im Vinzenzkrankenhaus Hannover seit mehreren Jahrzehnten ein REA-Team.
Unter Zeitdruck: Im Notfall erreicht das REA-Team jeden Notfallort binnen zwei Minuten

Zum REA-Team gehören Ärzte und Pflegende der Intensivstation (ITS). In der Regel besteht das Team aus einer Anästhesistin/einem Anästhesisten und einer Internistin/einem Internisten sowie oberärztlichem Support und zwei Pflegefachkräften der ITS. Sie sind zu jeder Zeit erreichbar.

„Die Mitglieder des REA-Teams haben Erfahrung und regelmäßiges Training in der Notfallversorgung kritisch kranker Patienten, insbesondere in der Herz- und Lungenwiederbelebung“, erläutert Dr. Arno Lutz, Oberarzt der Inneren Medizin. „Das REA-Team wird dann gerufen, wenn wir akute Notfälle haben, die sofort und ohne jeden Zeitaufschub versorgt werden müssen.“ Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn Patienten einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleiden.

Aber auch Krampfanfälle und unklare Bewusstlosigkeit sowie Patienten, deren Zustand sich plötzlich klinisch so verschlechtert, dass ohne sofortige Maßnahmen ein Kreislaufstillstand die Folge wäre, machen einen REA-Alarm notwendig. Im Vinzenzkrankenhaus Hannover wird ein solcher Alarm häufig in der Kardiologie, im Herzkatheter-Labor, auf der ITS oder auch in der Notaufnahme ausgelöst.

Hilfreich: Die REA-Bretter bieten bei der Reanimation eine stabile Unterlage

Absetzen des REA-Alarms

Grundsätzlich können alle Mitarbeitenden, die einen Notfall beobachten, einen REA-Alarm absetzen. „Jede Station und jede Abteilung verfügt über eine eigene Rufnummer zur Auslösung des REA-Alarms. Wichtig ist, dass jeder Mitarbeitende die Nummer für den eigenen Bereich kennt und im Notfall Hilfe holen kann“, schildert Carsten Hilker, pflegerische Leitung der ITS. Nach Absetzen des Alarms sind die REA-Team-Mitglieder verpflichtet, die aktuelle Arbeit – sofern möglich – ruhen zu lassen und sich sofort zum Notfallort zu begeben.

„Das Team erreicht praktisch jeden Winkel der Klinik in etwa zwei Minuten“, berichtet Dr. Lutz. Es erfolgen keine Anweisungen an den Mitarbeiter, der den REA-Alarm ausgelöst hat. Es handelt sich beim REA-Alarm bewusst nicht um ein Telefonat, sondern um einen Alarm, der einfach nur auszulösen ist. Der Notfallort wird über eine Ortskennzahl kodiert.

„Die Mitarbeitenden vor Ort sollten im Basic Life Support (BLS), also der Sicherung lebenswichtiger Funktionen, geschult sein und so die Zeit bis zum Eintreffen des REA-Teams überbrücken können“, erzählt Hilker. Um eine effektive Thoraxkompression zu ermöglichen, gibt es auf allen Stationen gut sichtbare REA-Bretter in Neonorange. Es handelt sich um Bretter, die unter einen leblosen Körper geschoben werden können und so einen stabilen Untergrund für die Thoraxkompression bieten. Auch Notfallwagen und Defibrillatoren sind in einigen Bereichen zu finden.


Stets im Blick: Herzrythmus übers EKG

 

Das REA-Team im Einsatz

Beim Eintreffen des REA-Teams wird zunächst überprüft, ob ein Kreislaufstillstand vorliegt. Dies passiert mittels Überprüfung von Atmung und Bewusstsein. Gleichzeitig erfolgt eine Übergabe mit der Person, die den Alarm ausgelöst hat. Anschließende Maßnahmen erfolgen immer nach dem gleichen Rhythmus: Die Mitarbeitenden aus der Anästhesie sorgen dafür, dass die Atemwege frei sind, die Mitarbeitenden aus der Inneren Medizin kümmern sich um den Kreislauf. Es wird ein Defibrillator angeschlossen und über die Klebeelektroden sofort ein Elektrokardiogramm abgeleitet.

„Meistens müssen Notfallpatienten auf die Intensivstation, sodass der weitere Krankheitsverlauf für das REA-Team transparent bleibt.“ Carsten Hilker, pflegerischer Leiter der Intensivstation

„Das EKG ist entscheidend, da entsprechend dem Herzrhythmus der Patienten entschieden wird, wie weiterbehandelt wird. Anhand dessen kann außerdem eine gewisse Vorhersage zu den Aussichten der Wiederbelebung getroffen werden“, erklärt Dr. Lutz. „Eine zügige Verlegung in den Schockraum der ITS wird angestrebt. Meistens müssen Notfallpatienten auf die Intensivstation, sodass der weitere Krankheitsverlauf für das REA-Team transparent bleibt“, ergänzt Hilker. Und wie geht es dem REA-Team in solchen Notfallsituationen?

„Der REA-Alarm mit seinem eindringlichen und langen Klingeln des DECT-Telefons ist nicht zu überhören. Er versetzt einen sofort buchstäblich in Alarm. Man läuft los zu dem angegebenen Ort des Geschehens und ist nur darauf fokussiert, seine Aufgabe zu machen“, erzählt Dr. Lutz.

Gemeinschaft: Das Team harmoniert dank regelmäßiger Trainings gut miteinander

 

Regelmäßige Schulungen und Trainings

„Notfallsituationen sind immer Stresssituationen. In der akuten Situation steht das antrainierte, geschulte Verhalten im Vordergrund. Im Nachhinein werden kritische Situation, Unklarheiten und besonders belastende Erlebnisse im Team reflektiert“, berichtet Hilker. „In unserem Haus ist das REA-Team eine seit vielen Jahrzehnten laufende und bewährte, nicht mehr wegzudenkende Institution, die sehr gut funktioniert. Verbesserungspotenzial sehe ich i n Nachbesprechungen und Reflexionen mit dem Team, das beteiligt war. Solche Reflexionen gibt es noch zu selten“, sagt Dr. Lutz.

„Das Team muss gut funktionieren, und dafür sind Trainings, Schulungen und Erfahrungen unerlässlich. Dazu gehören die regelmäßigen ALS-Schulungen (Advanced Life Support) über erweiterte lebensrettende Maßnahmen für das REA-Team oder auch die BLS-Schulungen über die Lebenserhaltung für alle anderen Mitarbeitenden im Krankenhaus. Diese sind der Kern einer guten Notfallversorgung“, ergänzt Hilker.

 

Beitrag aus dem Krankenhausmagazin DAS_Vinzenz, Ausgabe Herbst 23
Redaktion: Ulrike Wiedemann, Leiterin Unternehmenskommunikation Vinzenzkrankenhaus Hannover
Fotos: Roman Pawlowski

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