Schwerpunkt Allgemein, Menschlichkeit verbindet, Zusammenwachsen

Menschlichkeit darf nicht verkleidet daherkommen: Im Gespräch mit Prof. Dr. Thomas Poralla

Prof. Dr. Thomas Poralla ist seit über 25 Jahren Chefarzt der Medizinischen Klinik I mit Spezialisierung auf Gastroenterologie, Hepatologie, Onkologie, Diabetologie und Palliativmedizin im St. Joseph Krankenhaus Berlin Tempelhof.

Seit 2004 ist er zudem Ärztlicher Direktor des Hauses. Bei seiner Arbeit stellt Prof. Poralla den Menschen ganz klar in den Mittelpunkt.

Julia Raderecht: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen eines Krankenhauses?
Prof. Poralla:
Jedes Krankenhaus hat nur dann eine Zukunftschance, wenn es den Menschen in den Mittelpunkt stellt, zuerst natürlich den Patienten. Dieser sollte sich bei uns so gut aufgehoben fühlen, dass er wiederkommen möchte, sofern erforderlich. Aber nicht weniger wichtig – und maßgeblich mit dem Wohl des Patienten verbunden – ist es, gutes Personal zu gewinnen, das die Werte des Hauses täglich lebt und seinen Beruf aus Berufung lebt.

 

„Ich sehe das Arztsein als eine Art Dienstleistung, ein Wort, das sich aus Dienen und Leisten zusammensetzt.“

 

Julia Raderecht: Welche Werte sind Ihnen im Umgang mit anderen Menschen wichtig?
Prof. Poralla:
Ich sehe das Arztsein als eine Art Dienstleistung, ein Wort, das sich aus Dienen und Leisten zusammensetzt. Dahinter stehen Werte, die immer mehr aus der Mode zu kommen scheinen. Daher ist mir die Übersetzung in einen wertschätzenden Umgang mit meinem Team sehr wichtig. Natürlich kann auch ich nicht die Last aller schultern, aber meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden es nicht erleben, dass sie bei einem Problem lange auf ein persönliches Gespräch mit mir warten müssen. Für mich ist es wichtig, dass ich von meinem Team nicht mehr verlange, als ich selbst bereit bin zu investieren.

 

„Menschlichkeit darf nicht als Verkleidung daherkommen, um letztlich als unecht entlarvt zu werden. Sie darf nicht aufgesetzt und antrainiert sein. Gerade im Umgang mit Patienten sollte eine ehrliche Verbindung bestehen.“

 

Julia Raderecht: Was fällt Ihnen zu „Menschlichkeit verbindet“ als erstes ein? Und wie spiegelt sich dies in Ihrer Arbeit wieder?
Prof. Poralla:
Menschlichkeit darf nicht als Verkleidung daherkommen, um letztlich als unecht entlarvt zu werden. Sie darf nicht aufgesetzt und antrainiert sein. Gerade im Umgang mit Patienten sollte eine ehrliche Verbindung bestehen. Ich hatte das große Glück, eine breite Ausbildung zu durchlaufen. An einem gewissen Punkt meiner Laufbahn musste ich mir überlegen, worauf ich den Fokus legen möchte. An dieser Stelle war für mich klar, dass dies die bestmögliche Versorgung von Patienten sein soll.

Und das nicht nur in Sinne von „bei Krankheit A verabreiche ich Medikament C“, sondern ganz explizit den persönlichen Umgang mit den Patienten betreffend. Es war mein Bestreben, Ernsthaftigkeit, Aufrichtigkeit und Menschlichkeit  bestmöglich ins St. Joseph Krankenhaus einfließen zu lassen und im Umgang mit meinem Team weiterzugeben.

„Mir war es ein wichtiges Anliegen, das Betreuungsangebot für Patienten schrittweise zu erweitern.“

 

Julia Raderecht: Haben Sie ein persönliches Herzensprojekt, welches auf „Menschlichkeit verbindet“ einzahlt?
Prof. Poralla: Mir war es ein wichtiges Anliegen, das Betreuungsangebot für Patienten schrittweise zu erweitern. Daraus haben wir die Onkologie im St. Joseph Krankenhaus etablieren können. Diagnostik und Therapie bei Krebserkrankungen sind in den letzten Jahrzehnten immer vielfältiger und komplexer geworden. Um das im Einzelfall bestmögliche Behandlungskonzept zu entwickeln, müssen Spezialisten verschiedener Fachrichtungen eng zusammenarbeiten.

In unserem Interdisziplinären Onkologischen Zentrum kooperieren sämtliche an der Tumortherapie beteiligten Fachgebiete und Disziplinen. Auf diesem Wege können wir Patienten mit einer Krebsdiagnose eine längere Lebenserwartung und eine lebenswerte Zeit mit weniger Beeinträchtigungen schenken.

Julia Raderecht: Prof. Poralla, wofür sind Sie dankbar?
Prof. Poralla: Ich bin dankbar dafür, dass auch durch mein Zutun das St. Joseph Krankenhaus jetzt da ist, wo es aktuell steht, für meine Eltern, die mir die Ausbildung und somit diesen Weg ermöglicht haben, und für meine Frau, die es so lange an meiner Seite ausgehalten hat, für unsere vier Kinder und inzwischen fünf Enkel, für alles Gute, das mir vergönnt ist, darunter insbesondere viele gute, vorbildliche und beeindruckende Menschen, mit denen ich leben und arbeiten darf und durfte.

Julia Raderecht: Lieber Herr Prof. Poralla, ganz herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin alles Gute für Sie und Ihr Team.

 

Beitrag von Julia Raderecht (Unternehmenskommunikation im St. Joseph Krankenhaus Berlin Tempelhof).
Foto: St. Joseph Krankenhaus Berlin Tempelhof

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