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Verbundarbeit in der Corona-Krise

Der Elisabeth Vinzenz Verbund (EVV) zählt zu den größeren freigemeinnützigen Trägerverbünden Deutschlands. Im Gegensatz zu anderen Trägern strebt der EVV eine dezentrale und projektorientierte Arbeitsweise mit umfassendem Erfahrungs- und Wissensaustausch unter seinen Einrichtungen an. Damit soll es gelingen, intensiver als bisher voneinander zu lernen, während die Eigenständigkeit und die individuelle Unternehmenskultur aller Einrichtungen erhalten bleiben. Welche Auswirkungen hat die aktuelle Corona-Krise auf die Verbund-Arbeit heute und morgen?

Drei Fragen an die beiden Verbundgeschäftsführer, Dr. Sven U. Langner und Olaf Klok.Und viele Antworten

Herr Dr. Langner, Herr Klok, wie sind die zahlreichen Verbundprojekte aktuell organisiert?

Dr. Sven U. Langner: Wir haben bereits in der ersten Märzwoche alle hausübergreifenden Projekte verschoben, um die persönlichen Kontakte und damit eine mögliche Ansteckung mit dem Virus durch standortübergreifende Treffen innerhalb unseres Verbundes zu vermeiden. Da die EVV-Einrichtungen auf sieben Bundesländer verteilt sind, ist man doch über das Geschäftsjahr häufig unterwegs.

Olaf Klok: Umso mehr freut es uns beide, zu sehen, dass ein krisenbedingtes Mehr an Abstimmungen per Videokonferenz an sich recht gut funktioniert. Ich arbeite von Hildesheim aus, mein Kollege in Dresden. Und die Mitarbeiter der Geschäftsstelle in Berlin.

Videokonferenzanlagen nutzen wir schon seit vielen Jahren, bisher aber nur in Ausnahmefällen oder wenn es terminlich nicht anders machbar war. Natürlich kann dies den zwischenmenschlichen Kontakt nicht ersetzen. Interessanterweise führen die Kontaktbeschränkungen nicht unbedingt zu einer weniger intensiven Kommunikation – nur eben anders.

Dr. Sven U. Langner: Aber wir spüren in den vielen Telefonaten und Videokonferenzen die wachsende Anspannung bei unseren Kolleginnen und Kollegen in den Krankenhäusern. Die Situation ist ja durchaus etwas irreal und lässt vermuten, dass uns die eigentliche Herausforderung noch bevorsteht.

 

Kommuniziert wird auch in der Krise: per Telefon und Videokonferenz.

 

Wie ist die Situation heute in den Einrichtungen – gibt es schon viele Covid-19-Patienten? Und wird der EVV die Corona-Krise wirtschaftlich unbeschadet überstehen?

Dr. Sven U. Langner: Entsprechend des Beschlusses der Gipfelrunde im Kanzleramt vom 13. März haben unsere Krankenhäuser unmittelbar begonnen, sich auf eine steigende Anzahl von Covid-19-Patienten einzustellen und entsprechende Vorzubereitungen zu treffen. Damit einher geht natürlich eine stärkere Belastung für die Kolleginnen und Kollegen in Medizin und Pflege.

Wir können alle noch nicht gänzlich abschätzen, was da gerade auf uns zurollt. Reichen die Kapazitäten an Intensivbetten und Beatmungsplätzen aus? Woher und wann kommen endlich ausreichend viele Schutzmaterialien? Unser Respekt und unsere Anerkennung gilt den Mitarbeitenden in allen, nicht nur unseren Krankenhäusern, die sich in diesem schwierigen Spagat befinden. Man darf ja nicht vergessen, dass die Behandlung unserer anderen Patienten, ohne Covid, mit teilweise schweren Erkrankungen natürlich auch weitergehen muss, dort wo es medizinisch nicht anders geht.

Olaf Klok: Noch sind die Covid-Fallzahlen im Vergleich mit unseren Nachbarländern niedrig. Und dabei auch regional höchst unterschiedlich, was in unseren wöchentlichen Videokonferenzen innerhalb des Verbundes sichtbar wird. Während die Mitarbeitenden in Berlin und in Hannover bereits intensiv mit Covid-19-Beatmungsfällen zu tun haben, ist die Lage an unseren kleineren Standorten wie in Kassel, Magdeburg oder Duderstadt noch relativ ruhig.

Was die Frage nach Wirtschaftlichkeit bzw. dem sogenannten „Krankenhausentlastungsgesetz“ betrifft, können wir aktuell sicherlich etwas entspannter sein, als andere Branchen. Nach unseren Berechnungen werden alle Einrichtungen auf ein ausgeglichenes Jahresergebnis kommen können. Der EVV ist groß genug und solide aufgestellt, um auch etwaige Engpässe bei der Liquidität, insbesondere kleinerer Häuser zeitweise intern zu überbrücken.

Dr. Sven U. Langner: Die Corona-Krise ist für uns bisher nicht existenzgefährdend. Wir werden das stemmen. Wobei der Fokus hier eher nicht auf uns beiden als Verbundgeschäftsführer liegt, sondern ganz eindeutig auf dem Bereich Medizin und Pflege vor Ort. Am Menschen. Am Patienten. Das möchten wir noch einmal ganz ausdrücklich betonen.

Zwei Verbundgeschäftsführer auf einem Monitor: Olaf Klok (zugeschaltet aus Hildesheim) und Dr. Sven U. Langner (zugeschaltet aus Dresden).

 

Wie wird sich die Corona-Krise nach Ihrer Ansicht auf den Krankenhausmarkt auswirken?

Olaf Klok: Wenn man dies wüsste. Die wirtschaftlichen Auswirkungen werden wir erst in 2021 spüren. Wir richten unseren Fokus jetzt auf das aktuelle Geschehen und wollen mit unseren Krankenhäusern einen guten Teil dazu beitragen, die Versorgung der Menschen aufrecht zu halten. Das gilt im Übrigen auch für alle akut behandlungsbedürftigen Patienten. Diese dürfen wir nicht vergessen, auch wenn Corona gerade das Hauptthema ist.

Dr. Sven U. Langner: Es ist noch zu früh, eine abschließende Prognose zu wagen. Aber Vieles, was bisher selbstverständlich war, wird nach der Krise zu hinterfragen sein. Wie sehen Veränderungen der Krankenhausleistungen aus? Welche Auswirkungen bleiben bei den Partnern außerhalb des unmittelbaren Krankenhausbetriebs, den niedergelassenen Ärzten, den Reha-Kliniken, den Pflegeheimen und den vielen Lieferanten? Wie wird sich die öffentliche Diskussion verändern? Wie viele Krankenhäuser braucht unser Land tatsächlich und wie müssen sie zukünftig ausgestattet sein? Vieles wird zu diskutieren sein, aber jetzt heißt es erst einmal, die Kurve der Neuinfektionen so flach wie möglich zu halten und das Schlimmste zu vermeiden.

Olaf Klok: Und wir müssen auf uns und unsere Krankenhäuser und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufpassen. Es ist gerade gut, im Verbund zu stehen.

 

Die Fragen stellte André Schmincke, Leiter Unternehmenskommunikation und Marketing Elisabeth Vinzenz Verbund GmbH

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