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Gedanken zur Osterzeit

„Der weckt Tote auf!“ – riechen Sie das volle Aroma eines starken Kaffees?

Wenn nicht, liegt es wahrscheinlich daran, dass Ostern ansteht und das wohlgeschulte Gehirn – zumal in der Rubrik Christliches Profil – ein religiöses Thema voraussetzt.

Aber rufen Sie sich ruhig zunächst die duftende Tasse in den Geruchs- und Geschmackssinn.

Sich so richtig hellwach zu fühlen, alle Sinne auf Empfang, vielleicht auch das eigene Herz schlagen zu spüren, weil der Kaffee seine Wirkung tut – sich leibhaftig leben zu spüren, das ist zweifelsfrei ein Vorgeschmack auf Auferstehung.

„Der weckt Tote auf!“

Wie gut, dass wir noch so über den Tod reden können – ohne andächtige Stille, ohne Entsetzen, locker-leicht!

„Es sterben so viele“, habe ich in den zurückliegenden Corona-Wellen erfahrene Krankenhaus-Mitarbeitende sagen hören. Verstört. Am Limit. Viele Krankenhaus-Teams haben gekämpft gegen den Tod.

Vielen haben sie das Leben gerettet, und zu oft haben sie diese brutale Machtlosigkeit erfahren.

Sie sind an die Grenze gekommen, an der der Tod inakzeptabel wird, zu viel.

 

Grausame Bilder aus der Ukraine

Auch die aktuellen Bilder aus der Ukraine lassen uns diese Unerträglichkeit des Todes spüren, der einfach zu viel ist, zu grausam – und pure menschliche Schuld.

Liest man die Leidensgeschichte des Jesus von Nazareth in der Bibel nach, wirkt sie wie ein Modell.

„Sie rechtfertigen sich und dementieren. Sie weisen jede Verantwortung von sich. Sie lügen.“

Die Worte, mit denen der ukrainische Präsident Wolodomyr Selenskyi das Verhalten der Verantwortlichen in Russland beschreibt, könnten in der biblischen Leidensgeschichte Jesu stehen mit der Quintessenz:

„Wenn die Feigheit zunimmt, dann verwandelt sie sich in eine Katastrophe.“ (zitiert nach Tagesschau online vom 11.04.2022, vgl. Markusevangelium 14,43-64).

 

Ostern 2022 inmitten der Katastrophe

An dieser katastrophalen Linie beginnt Ostern.

Die Bibel erzählt nicht von einem strahlenden Jesus-Helden, der nach den notwendigen Heldenkämpfen die Welt rettet.

Sie berichtet von einem, der hier und da Leid mindert und der sage und schreibe drei Personen aus dem Tod zurückholt, bevor er selber brutal hingerichtet wird – zu viel, zu grausam, verstörend für seine engsten Vertrauten, die keine Kirche gründen, sondern sich hinter verschlossenen Türen verkrümeln.

Was ist geschehen, dass nach dieser Erfahrung zuerst ein paar Frauen und dann über 2000 Jahre hin unzählige Gläubige überzeugt waren:

„Der weckt Tote auf, dieser Gott und Vater von Jesus!“

Es ist etwas geschehen, was diese Menschen ihre eigene Lebendigkeit hat spüren lassen.

Sie haben nach der Katastrophe wieder ein Grundvertrauen in das Leben gefasst.

Sie haben eine tiefe Lebensfreude gefunden. Das Wie bleibt ein Geheimnis.

 

Das Leben wird den Tod besiegen!

Der Vorgeschmack geht über die starke Tasse Kaffee weit hinaus: Wie oft erleben wir – gerade auch im Krankenhaus – dass Menschen nach einer Tragödie wieder zu leben beginnen oder dass sie auf ihrem Weg in den Tod Sicherheit und Vertrauen entwickeln.

In den ersten Wochen des Ukraine-Krieges habe ich ein historisches Festhalten an Humanität wahrgenommen – in der Rhetorik des ukrainischen Präsidenten, in der Haltung der ukrainischen Bevölkerung, an der bewegenden Hilfsbereitschaft auch bei uns.

Und das ist nur die Miniaturausgabe von Ostern, nur ein Vorgeschmack eines starken Lebens, das den Tod besiegt.

Ein Grund zum Feiern inmitten aller großen und kleinen Katastrophen! Frohe Ostern!

Meine Osterhoffnung:

dass Ostern mehr kann
als eine Tasse Kaffee
dass Ostern mehr ist
als eine Redewendung

Heute nehme ich dich beim Wort, Gott.
Der weckt Tote auf! sagen sie über dich.
Der hat Jesus auferweckt!
Damit auch wir leben! sagen sie.

Heute übe ich schon mal und lebe
wach
begeistert
frühlingsfrisch
festtagsfroh
ohne Ende

 

Beitrag und Gedicht von Cäcilia Branz, Leiterin Fachbereich christliches Profil im EVV
Foto Kaffeebohnen: Rodrigo Flores on Unsplash

Foto Rapsfeld: Alexei Scutari on Unsplash

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