Schwerpunkt Christliches Profil

Karwoche – Der Schuld ins Auge sehen

Unabhängig von ihrem religiösen Gehalt erschließt die Karwoche der Christen zutiefst menschliche Wahrheiten und Erkenntnisse. Unter anderem ist sie ein Intensivkurs in menschlicher Schuld.


Erste Erkenntnis: Jemanden zum Sündenbock zu erklären, blockiert Zukunft.

Ausgerechnet einer der engsten Vertrauten verrät Jesus an seine Gegner und kassiert dafür eine Belohnung. Judas Iskariot ist der biblische Bösewicht – wahlweise einfach ein schlechter Mensch oder vom Teufel instrumentalisiert.

Doch so einfach ist es nicht: Judas gehörte zu den zwölf Aposteln, also zu den von Jesus selbst handverlesenen Auserwählten. Lange Zeit war er als treuer und unauffälliger Anhänger mit Jesus unterwegs. Da muss es doch Gründe geben, warum er Jesus an den Hohen Rat auslieferte. Eine eindeutige Antwort gibt es nicht. Doch es lohnt sich, die Möglichkeiten durchzuspielen: War es Geldgier? Stellte Judas in Frage, was Jesus predigte, und wollte eine Klärung durch das oberste Religionsgremium? Fühlte er sich zunehmend allein im Zwölferkreis – warum versuchte niemand von den anderen oder Jesus selbst, ihn vom Verrat abzuhalten? Oder hat Gott selbst ihn für seinen Erlösungsplan instrumentalisiert?

Was treibt Menschen an bei dem, was sie tun? Diese Frage ist der Ausgangpunkt, um zu einem gemeinsamen Weg zu kommen!

 

Zweite Erkenntnis: Nicht schuldig zu werden, ist unmöglich.

In den Bibeltexten der Karwoche gibt es viele Schuldige: die Jünger, die einfach einschlafen, während Jesus die schwerste Krise seines Lebens durchmacht. Oder Petrus, der leugnet, Jesus jemals gekannt zu haben, und die andern, die feige abtauchen. Oder die, die die richtige Glaubenslehre schützen wollen und dafür töten. Oder gekaufte Zeugen. Oder die, die sich in der Masse mitreißen lassen zur verbalen und körperlichen Gewalt. – Gerade diese Menschenmenge, in der man die Haltung des einzelnen nicht ausmachen kann, ist ein mahnender Hinweis, nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen. – Oder Pilatus, der eigentlich keine Entscheidung trifft und dadurch Jesus zum Tod verurteilt.

Keiner kommt unschuldig durchs Leben. Diese Einsicht bewahrt vor Selbstgerechtigkeit.

 

Dritte Erkenntnis: Wer seine Hände in Unschuld wäscht, bewegt sich an einer gefährlichen Grenze.

Pilatus verurteilt Jesus zum Tod, obwohl er ihn für unschuldig hält. Der unentschlossene Pilatus beugt sich der brüllenden Menge und dem Druck des Hohen Rats. Eine Verantwortung lehnt er ab; demonstrativ wäscht er seine Hände in Unschuld.

Ironie der Geschichte: Seit Jahrhunderten fällt einzig und allein sein Name, wenn im christlichen Glaubensbekenntnis vom Leiden Jesu die Rede ist: „… gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben …“.

Sich nicht zu verhalten, kann großes Leid verursachen. Diese Erkenntnis ist Ansporn, Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen aktiv zu vertreten.

 

KORREKTUR

Ich bin
weiß Gott
kein Unschuldslamm

Unter meiner besten Absicht
kamen andere zu schaden

Egal wie ich’s mache
irgendjemand zieht den Kürzeren

Ich hab doch gar nichts gemacht
und die Wirkung war verheerend

Ich bin
weißt du Gott
kein Unschuldslamm

Deshalb versuche ich andere zu verstehen
Deshalb bitte ich um Vergebung
Deshalb brauche ich dich
Korrigier mich

 

Beitrag und Gedicht von Cäcilia Branz
Leiterin Fachbereich Christliches Profil im Elisabeth Vinzenz Verbund

Bild: unsplash.com / Birger Strahl

 

Die Karwoche bildet den Höhepunkt der Fastenzeit und mündet ins Osterfest, dem höchsten Fest der Kirche

Doch was wird an den einzelnen Tagen eigentlich genau gefeiert und wie sehen die Gottesdienste aus? Katholisch.de gibt einen Überblick.

 

Die Kreuzigung | Schlüssel zur christlichen Kunst im Bode-Museum

Ein Film in einer Reihe über die zentrale Figur des Christentums: Jesus Christus. Er konzentriert sich auf die Kreuzigung Jesu und bespricht ein Altarbild mit Szenen aus der Passion Christi aus dem Bode-Museum, von einem unbekannten Künstler aus Antwerpen im frühen 16. Jahrhundert.

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