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Generalistik: was bedeutet das für die Pflegeausbildung im Reinbeker St. Adolf-Stift?

Ab Januar 2020 startet die neue Pflegeausbildung: Durch das Pflegeberufegesetz werden die Ausbildungen in der Altenpflege, der Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu einer neuen generalistischen Pflegeausbildung mit einheitlichem Berufsabschluss als „Pflegefachfrau / Pflegefachmann“ zusammengeführt.

Es werden übergreifende pflegerische Kompetenzen zur Pflege von Menschen aller Altersgruppen und allen Versorgungsbereichen vermittelt: in Krankenhäusern, stationären Pflegeeinrichtungen und in der ambulanten Pflege.

Drei Fragen hierzu an Christa Knigge, Schulleiterin der Pflegeschule am St. Adolf-Stift

 

Frau Knigge, warum ist eine Reform der Pflegeberufe notwendig?
Christa Knigge: Die Altenpflege- und Krankenpflegeausbildung sind bislang zwei getrennte Berufsausbildungen, die der gesellschaftlichen Realität keine Rechnung tragen.

Examinierte Altenpfleger in Pflegeeinrichtungen müssen zunehmend chronisch und mehrfach erkrankte Menschen versorgen.

Und Pflegekräfte im Krankenhaus benötigen Kenntnisse im Umgang mit alten, pflegebedürftigen Menschen, die zum Teil auch unter Demenz leiden.

Zudem werden in Zukunft noch mehr Pflegefachkräfte benötigt.

 

Christa Knigge, Schulleiterin:

Wir haben jetzt die Chance, den Pflegeberuf auf neue Füße zu stellen.

 

Und wie können mehr junge Menschen dazu bewegt werden, sich in der Pflege ausbilden zu lassen?
Christa Knigge: Wir haben jetzt die Chance, den Pflegeberuf auf neue Füße zu stellen, in dem wir eine hochwertige, attraktive und zeitgemäße Ausbildung mit breiten beruflichen Einsatzmöglichkeiten anbieten.

Gleichzeitig wird es durch so genannte „Vorbehaltsaufgaben“, die nur von examinierten Pflegefachkräften ausgeübt werden dürfen, zu einer Aufwertung des Berufs durch mehr Verantwortung für den Patienten kommen.

Und nicht zu vergessen: Aufgrund der automatischen Anerkennung des generalistischen Berufsabschlusses gilt dieser auch in anderen Mitgliedsstaaten der EU, was bislang nur in der Krankenpflege galt.

 

Kritiker sagen, dass die neuen Azubis dann von allem ein bisschen, aber nichts richtig können. Was entgegnen Sie dem?
Christa Knigge: Die Qualität der Ausbildung wird durch einen kompetenzorientierten Lehrplan für die Theorie und die Praxis sowie eine verstärkte Anleitung und Begleitung der Auszubildenden im Praxiseinsatz weiter erhöht.

Es gibt Mindestanforderungen an allen Pflegeschulen, z.B. ein hohes Qualifikationsniveau der Lehrkräfte. Hier sind wir bereits gut aufgestellt.

Außerdem werden mit der Wahl der Ausbildungseinrichtung und eines Vertiefungseinsatzes in einem Bereich besondere praktische Kenntnisse erworben.

Ein Vertiefungseinsatz ist jedoch keine Bedingung für eine spätere Berufstätigkeit in dem entsprechenden Bereich, und er schließt umgekehrt eine spätere Berufstätigkeit in einem anderen Pflegebereich nicht aus.

Es gibt also keine Einbahnstraßen mehr.

 

 

Konkret: Wie sieht die Pflegeausbildung ab 2020 aus?

Ab März erhalten die neuen Auszubildenden zunächst zwei Jahre lang eine generalistisch ausgerichtete Ausbildung.

► Am Ende des 2. Ausbildungsjahres wird eine Zwischenprüfung zur Ermittlung des Ausbildungsstandes durchgeführt, die zu einer Anerkennung als „Pflegeassistenz- oder -helfer“ führen kann.

► Auszubildende, die im dritten Ausbildungsjahr die generalistische Ausbildung fortsetzen, erwerben den Berufsabschluss „Pflegefachfrau“ bzw. „Pflegefachmann“.

► Auszubildende, die einen Abschluss in der Kinderkrankenpflege oder Altenpflege im dritten Ausbildungsjahr wählen, können dies an entsprechenden Schulen absolvieren.

► Für den Pflegebereich werden erstmals bestimmte berufliche Tätigkeiten (Vorbehaltsaufgaben) geregelt, die nur von entsprechend ausgebildetem Pflegefachfrauen/-männern ausgeführt werden dürfen.

► Auch in der Altenpflege muss zukünftig kein Schulgeld mehr gezahlt werden und die Auszubildenden erhalten eine angemessene Ausbildungsvergütung.

 

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Foto: Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift / Anya Zuchold
Gastbeitrag von Andrea Schulz-Colberg, Presse- und Öffentlichkeitsreferentin Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift

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