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Hand in Hand mit einem Roboter

Präzisere Operationen, kürzere Genesungszeiten, weniger Komplikationen: Dr. Sebastian Edeling und der Da-Vinci-Roboter erzielen medizinische Ergebnisse auf höchstem Niveau.

Schon 2011 hat das Da-Vinci-Zentrum Hannover im Vinzenzkrankenhaus das erste Da-Vinci-Operationssystem in der Region Hannover eingeführt.

Mittlerweile gehört der Operationsroboter zum Standard der Urologie im Vinzenzkrankenhaus und die Einrichtung zu den anerkanntesten Da-Vinci-Zentren Deutschlands.

Hauptindikation für den Robotereinsatz ist die radikale Prostataentfernung bei Prostatakrebs, die etwa 250-mal pro Jahr im Da-Vinci-Zentrum Hannover im Vinzenzkrankenhaus erfolgt.

Mittlerweile werden auch Nierentumore mit dem Da-Vinci-System entfernt und Harnleiter minimalinvasiv operiert – also mit möglichst geringen äußerlichen Eingriffen.

Ebenso beherrscht das Team seit 2013 radikale Blasenentfernungen (Zystektomie) und legt zugleich eine Ersatzblase (Neoblase) aus Darm an.

Diese Methode hatte zu diesem Zeitpunkt sogar noch kein anderes Da-Vinci-Zentrum in Deutschland bewerkstelligt.

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Präziser, schonender und schmerzfreier

Die Vorteile dieser minimalinvasiven Operationsmethode kennt Dr. Edeling, Leiter des Da-Vinci-Zentrums.

„Wir haben eine optimale 3-D-Sicht mit zehnfacher Vergrößerung und eine erhöhte Präzision, die Nerven, Gefäße und umliegendes Gewebe schont. Der Blutverlust ist geringer, ebenso die Schmerzen, und auch das Wundinfektionsrisiko ist geringer als bei einer offenen OP.“

Dadurch sind die Patienten nach der Operation schnell wieder mobil, und das Risiko für Thrombosen und Embolien sinkt.

Außerdem erholen sich die Patienten sehr viel schneller von dem Eingriff als nach einer offenen Operation.

Das bestätigt auch Patient Volker Modrow: Als Dr. Edeling dessen Zimmer betritt, sitzt Modrow auf seinem Bett – nur einen Tag nach der OP. „Ich kann nur Bestes berichten“, sagt Modrow.

„Ich habe überhaupt keine Schmerzen, spüre nur noch etwas Druck. Auch das Aufstehen klappt sehr gut.“

Schon am ersten Tag nach einer Da-Vinci-Operation „sollen die Patienten aufstehen und sich über vier Stunden im Krankenhaus eigenständig bewegen“, erklärt Dr. Marcel Stoll, Facharzt im Da-Vinci-Team.

Auch die Liegezeit im Krankenhaus ist deutlich kürzer als nach einer offenen Schnittoperation. Die Patienten können üblicherweise am dritten Tag nach dem Eingriff nach Hause.

Nach einer offenen Operation ist der Krankenhausaufenthalt meist mehr als doppelt so lang.

Patient Modrow berichtet, dass ein Bekannter ihm die OP mit dem Roboter im Vinzenzkrankenhaus empfohlen hatte.

„Natürlich war ich erst skeptisch. Aber ich habe mich informiert und im Haus beraten lassen. Die Vorteile überwogen dann für mich. Mein Gefühl am Tag nach der Operation gibt mir recht. Ich fühle mich wirklich gut.“

Hohe Heilungsrate

Am Da-Vinci-Zentrum Hannover können etwa 95 Prozent der organbeschränkten Prostatatumore vollständig entfernt werden, also Tumore, die nicht über die Prostata hinausgewachsen sind.

Durch die präzise Operationsmethode gelingt es auch, wichtige Strukturen für die Erektion und das Wasserhalten wie Nervenbündel und Schließmuskel weitestgehend zu schonen, sodass die postoperativen Ergebnisse für Kontinenz und Potenz deutlich besser sind als nach einer offenen Operation.

Premiere: Entfernen und anlegen einer Harnblase

2013 ist dem erfahrenen Da-Vinci-Team um Dr. Edeling ein weiterer Schritt gelungen: Als erste Klinik in Deutschland entfernten die Mediziner eine Harnblase bei Blasenkrebs mit Anlage einer Ersatzblase aus Darm komplett minimalinvasiv.

„Eine Harnblase mit dem Da-Vinci-System zu entfernen bewerkstelligt zurzeit eine Handvoll Zentren in Deutschland. Der Unterschied ist jedoch, dass einige dieser Zentren für den zweiten Schritt der Operation – die Konstruktion einer Ersatzblase aus Darm oder das Anlegen eines künstlichen Darmausganges – immer noch einen Bauchschnitt machen müssen“, berichtet Dr. Edeling.

Dies hebe einige Vorteile des minimalinvasiven Eingriffs wieder auf.

Auch und gerade bei den Blasenentfernungen zeigt sich, wie schonend die Operationsmethode für die Patienten im Vergleich zur offenen Schnittoperation ist: Die Patienten können schon am ersten Tag nach der Operation aufstehen und sehr schnell wieder eigenständig durch die Station gehen.

Wegen der raschen Mobilisation ist es möglich, die meisten Patienten nach etwa einer Woche aus dem Krankenhaus zu entlassen.

Bei einer offenen Operation dauert ein durchschnittlicher Krankenhausaufenthalt zweieinhalb bis drei Wochen.

„Mittlerweile haben wir mehr als 150 roboterassistierte Da-Vinci-Zystektomien, also Blasenentfernungen, hinter uns, und die Operation gehört zu den Routineeingriffen“, so Dr. Gregor Halbert und Dr. Yannick Lippka, beide Ärzte im Da-Vinci-Team.

„Die Operationszeiten unterscheiden sich nicht von denen der offenen Operation, und die Komplikationsrate ist im Vergleich zur offenen Operation sehr niedrig. Zum Beispiel war es nur bei einer Operation notwendig, Blutkonserven zu geben.“

Teams aus ganz Deutschland lernen im Vinzenzkrankenhaus

Seit Anfang 2015 ist Dr. Edeling Ausbilder (Proctor) für das Da-Vinci-System.

Daher kommen Operationsteams aus Deutschland und den Benelux-Ländern ins Da-Vinci-Zentrum Hannover – so etwa von der Charité aus Berlin –, um im Vinzenzkrankenhaus die Operationstechnologien mit da Vinci zu lernen. „Meist folgen dann die ersten Eingriffe an den auszubildenden Kliniken unter Aufsicht, sodass ich mehrmals im Jahr unterwegs bin, um die Operationstechnik zu lehren sowie Tipps und Tricks weiterzugeben“, so Dr. Edeling.

Auf den großen deutschen Urologenkongressen und dem europäischen Roboterkongress trägt das Da-Vinci-Team des Vinzenzkrankenhauses regelmäßig seine Daten und Erfahrungen vor.

Auch Liveoperationen beim deutschen Roboterkongress standen schon auf dem Programm.

Dr. Edeling schwärmt: „Für mich ist es immer noch faszinierend, mit dem Roboter zu operieren.“ Seit 2003 arbeitet er im Vinzenzkrankenhaus, damals noch als Assistenzarzt.

Es folgten Stationen als Oberarzt und die Leitung des Da-Vinci-Zentrums.

Aufgrund des Erfolgs und der damit verbundenen großen Nachfrage nach Operationsterminen besteht für die Patienten derzeit eine mehrwöchige Wartezeit. Derzeit wird geprüft, ob im Da-Vinci-Zentrum bald auch bauchchirurgische und gynäkologische Eingriffe angeboten werden können.

Obwohl die Vorteile der Da-Vinci-Operation bekannt sind und in den USA der überwiegende Teil der radikalen Prostataentfernungen mit dem Da-Vinci-System erfolgt, setzt sich diese Operationsmethode in Deutschland nur langsam durch.

Grund sind die hohen Kosten und eine fehlende direkte Finanzierung im deutschen Gesundheitssystem.

 

Das Da-Vinci-System auf Wikipedia.

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