Schwerpunkt Allgemein, Medizin im EVV, Menschlichkeit verbindet, Zusammenwachsen
Knoten in der Brust
Brustkrebs – von der Diagnose bis zur Heilung.
Wenn die Ahnung Tatsache wird
Katrin R. über ihr Mammakarzinom, das sie im Vinzenzkrankenhaus Hannover behandeln ließ.
„Wir waren unterwegs nach Moskau mit Freunden. Im Hotel in Frankfurt spürte ich beim Duschen einen Knoten in der linken Brust.
Ich wusste instinktiv: Das ist nichts Gutes. Nach der Rückkehr überwies mich meine Gynäkologin zur Mammografie, einer Röntgenuntersuchung der Brust.
Ich nehme seit Jahren an einem Mammografieprogramm teil, die Untersuchung war nichts Neues.
Als die Ärztin aber sagte, das müsse per Biopsie, also einer Gewebeuntersuchung, geklärt werden, bekam ich weiche Knie.
Ich hörte, dass das Brustzentrum des Vinzenzkrankenhauses Biopsien vornimmt, und fuhr sofort hin.
Mir liefen die Tränen. Die verständnisvollen Arzthelferinnen beruhigten mich und gaben mir einen Termin.“
Kompetent und zugewandt: Das Team im Brustzentrum begleitet Krebspatientinnen disziplinübergreifend.
„Weil es mich selbst betraf“
Nach der Aufnahme im Vinzenz klären Ärzte die medizinische Vorgeschichte und aktuelle Beschwerden.
Sie untersuchen per Tasten und Ultraschall Brust und Achselhöhlen. Manchmal gibt es ergänzende Untersuchungen, etwa eine Kernspintomografie.
Der Befund wird durch eine Stanzbiopsie abgeklärt: Ein Arzt entnimmt bei örtlicher Betäubung unter Ultraschallkontrolle mit einer dünnen Nadel Gewebe.
Eine sichere Diagnose liegt binnen 48 Stunden vor.
„Der Augenblick, in dem die Ahnung Tatsache wurde, veränderte die Wahrnehmung. Am Abend der Diagnose war ich traurig. Ich hatte keine Angst. Aber mir war mit einem Mal die Endlichkeit des Lebens bewusst, ganz unmittelbar, weil es mich selbst betraf.“
Katrin R.: „Den wichtigsten Beitrag zur frühzeitigen Entdeckung eines Tumors können wir Frauen selbst leisten: regelmäßige Selbstuntersuchung der Brust durch abtasten.“
Primäres Mammakarzinom
Mit etwa 72.000 Neuerkrankungen jedes Jahr ist Brustkrebs der häufigste Tumor bei Frauen in Deutschland.
„Dank Früherkennung und therapeutischen Verfahren sind viele inzwischen heilbar“, so Dr. Claudia Bleck, gynäkologische Oberärztin im Vinzenz.
„Für siebzig bis achtzig Prozent der Patientinnen mit primärem Mammakarzinom erreichen wir, dass der Tumor nicht wiederkommt.“
„Am nächsten Morgen tat ich, was ich immer tue, wenn ich vor einer Herausforderung stehe: Ich machte einen Plan. Ich wusste, ich würde Entscheidungen treffen müssen, also lesen, lernen, fragen. Ich kaufte mir einen Kalender für die vielen Termine, und ein Notizbuch, in dem ich seither alles notiere, was mir wissenswert erscheint: Arztgespräche, Telefonate mit der Krankenkasse und so weiter.“
Dr. Claudia Bleck engagiert sich bundesweit als Auditorin, um im Auftrag der Deutschen Krebsgesellschaft Organkrebszentren und onkologische Zentren zu zertifizieren.
„Ein gutes Netzwerk ist wichtig, der Austausch mit Kollegen sowie unsere Kooperation im Rahmen der Tumorkonferenz“, sagt sie.
Auch Katrin R.s Fall wurde da besprochen: Die Tumorkonferenz im Vinzenz empfahl eine Chemotherapie vor der Operation.
Die Therapie führt ein niedergelassener Onkologe, ein Krebsspezialist, durch. Ziel war eine pathologische Komplettremission, also dass sich zur Operation keine Krebszellen mehr finden, der Tumor zumindest kleiner wird aufgrund der Chemotherapie.
„Die Entwicklung des Tumors wurde durch regelmäßige Ultraschalluntersuchungen im Vinzenz überprüft. Die dritte Sonografie zeigte, dass er nicht kleiner wurde. Die Tumorkonferenz empfahl einen Abbruch der Chemotherapie, um schnellstmöglich zu operieren.“
Dr. Claudia Bleck: „Ein gutes Netzwerk ist wichtig, der Austausch mit Kollegen sowie unsere Kooperation im Rahmen der Tumorkonferenz.“
Hand in Hand
Im Brustzentrum des Vinzenz arbeiten Pflegekräfte, Ambulanz, Sekretariat, Tumordokumen tationsassistenz und Studienbetreuung, Sozialdienst, Psychoonkologie, Seelsorge, Qualitätsmanagement und Ärzteschaft Hand in Hand.
Dr. Claudia Bleck weiß, wie wichtig das ist: „Unser Team zeichnet sich durch hohe Expertise, persönliche Wertschätzung und kollegialen Austausch aus. Die Pflegekräfte leisten einen enorm wichtigen Beitrag, stehen Krebspatientinnen emotional zur Seite, fangen Ängste auf, sind da, halten die Hand, sprechen Mut zu.“
Vorrangig strebt das Team eine schonende, brusterhaltende Operation an.
In den meisten Fällen ist das möglich. Sollte es unvermeidbar sein, die Brust zu entfernen, gibt es verschiedene Verfahren zum Wiederaufbau durch eigenes Gewebe oder Implantate.
Das Vinzenz bietet an, sogenannte Wächterlymphknoten zu entfernen.
Das erspart vielen Patientinnen das belastendere Entfernen der Achsellymphknoten.
„Meine OP verlief sehr gut. Schon nach vier Tagen wurde ich entlassen. Wunden zu haben, einen Kompressionsverband zu tragen, der den Brustkorb einschnürt, in der Bewegung eingeschränkt zu sein – völlig neu, ich war verunsichert. Aber alle im Vinzenz waren kompetent und geduldig. Das hat mich sehr beruhigt.
Außerdem hatte ich erfahren, wie gut die Vernetzung der Einrichtungen ist. Brustzentrum, Onkologie, Strahlenambulanz, Radiologie – alle tauschen nicht nur Dokumente aus, sondern arbeiten wirklich zusammen. Das schafft Vertrauen.“
In psychoonkologischen Gesprächen bietet das Brustzentrum Patientinnen und Angehörigen kontinuierliche Begleitung – über den Krankenhausaufenthalt hinaus.
So können Frauen Krisen erkennen und mit Ängsten umgehen.
Auch Seelsorge und Sozialdienst unterstützen die Patientinnen.
„Im Laufe der Therapie habe ich viele an Brustkrebs erkrankte Frauen kennengelernt. Häufig haben sie – wie ich – selbst Veränderungen ihrer Brust wahrgenommen. Den wichtigsten Beitrag zur frühzeitigen Entdeckung eines Tumors können wir Frauen also selbst leisten: regelmäßige Selbstuntersuchung der Brust durch abtasten.“
In der Nachbesprechung erklärte Dr. Claudia Bleck, dass sie den Tumor komplett entfernen konnte und die entnommenen Lymphknoten pathologisch negativ waren.
„Das war endlich eine gute Nachricht.“
Beitrag aus dem Krankenhaus-Magazin DAS VINZENZ; Ulrike Wiedemann, Leiterin Unternehmenskommunikation Vinzenzkrankenhaus Hannover
Fotos: Roman Pawlowski