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40 Jahre Examen im Hildesheimer BK

Einen Führerschein parallel zur Pflegeausbildung machen? Geht nicht. Nach 22 Uhr ins Schwesternwohnheim zurückzukommen? Undenkbar!

Wo kämen wir denn da hin?

Und während der Pflegeausbildung einen Freund zu haben, kommt schon mal überhaupt nicht in Frage. Wo kämen wir da hin?

„Keine Frage, die Zeiten damals waren streng“, lacht Anja Schneider, Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der Palliativstation.

„Aber so wirklich dran gehalten hat sich eigentlich eh keiner“, ergänzt ihre Kollegin Petra Krause augenzwinkernd.

Anja Schneider und Petra Krause bei der Examensfeier 1981 …

Jubiläum: 40 Jahre Examen

Die beiden BKlerinnen feiern in diesem Jahr ein ganz besonderes Jubiläum: Am 1. April 1981, also vor genau 40 Jahren, haben sie ihr Examen, damals noch mit der Berufsbezeichnung „Krankenschwester“, in der Krankenpflegeschule am Hildesheimer St. Bernward Krankenhaus abgelegt.

Im Anschluss haben sich ihre Wege zwar für lange Zeit getrennt. Während Anja Schneider nach der Geburt ihrer Kinder einige Jahre zu Hause blieb und anschließend als Wohngruppenleitung in der stationären Altenpflege, in der ambulanten Altenpflege und zuletzt auf der Palliativstation im Helios-Klinikum gearbeitet hat, blieb Petra Krause am BK und war unter anderem in der Geburtshilfe, der Gynäkologie, der Inneren Medizin, der Kurzzeittherapie, der Urologie sowie als Teamleitung für Gebäude F tätig und hat die Palliativstation mit aufgebaut.

Mittlerweile arbeiten beide auf der Palliativstation im BK und haben sich hier im März 2020 zum ersten Mal nach 40 Jahren wiedergesehen.

„Es ist toll, dass wir jetzt wieder zusammen auf einer Station sind“, sagt Petra Krause. „Da schließt sich ein Kreis.“

Früher: mit Haube …

Als die beiden ihre Ausbildung am BK begonnen haben, war vieles anders als heute.

Die oben beschriebenen, strengen Regeln hielten sich zwar nicht lange. Und auch die Haube – die mehr Dekoration als alles andere war – mussten die beiden ab dem Oberkurs nicht mehr tragen.

Aber Praxisanleiter gab es zum Beispiel nicht. „Wir haben viel durch Beobachten gelernt“, erinnert sich Petra Krause.

Allerdings, ergänzt Anja Schneider, seien die Stationen auch kleiner gewesen.

„Auf jeder Station hat es jemanden gegeben, der einen an die Hand genommen hat.“ Zudem waren die Schichten längst nicht so familienfreundlich wie heute.

„Damals gab es noch den sogenannten Teildienst“, sagt Anja Schneider.

Das bedeutete, dass man zum Beispiel am Wochenende zum Frühdienst antreten musste, nach ein paar Stunden wieder gehen durfte, nur um dann zum Spätdienst wieder zu erscheinen.

„Das wurde zum Glück aber geändert, als wir im Mittelkurs waren.“

… und weniger Dokumentationsaufwand

In positiver Erinnerung haben die beiden den deutlich geringeren Dokumentationsaufwand.

„Natürlich mussten wir auch damals einen Pflegebericht schreiben, aber der war längst nicht so umfangreich wie die heutige Dokumentation. Dadurch hatten wir mehr Zeit für die Patienten, der Tagesablauf war einfach nicht so voll“, erzählt Anja Schneider.

„Auch der Patientendurchlauf war nicht so hoch wie heutzutage“, berichtet Petra Krause.

Zum Teil hätten die Patienten mehrere Wochen im Krankenhaus gelegen, „bis sie richtig gesund waren.“

Zudem habe es nicht so viele hochbetagte Patienten gegeben – und wenn, habe sich eher die Familie um diese Patienten gekümmert.

„Das ist heute nicht mehr so, was das Entlassmanagement häufig deutlich schwieriger macht“.

Generell, sagt Anja Schneider, seien die Patienten heute besser über ihr Erkrankungsbild informiert, wenn sie ins Krankenhaus kommen.

Auf der einen Seite gut – auf der anderen Seite gebe es dadurch aber hin und wieder auch andere Ansprüche an die Pflegekräfte.

… und heute auf der Dachterrasse der Palliativstation

Aber: Früher war nicht alles besser

Dass früher alles besser war, finden die beiden allerdings nicht.

„Dass heutzutage in Teilzeitmodellen gearbeitet werden kann, ist sehr positiv, das gab es damals nicht“, stellt Petra Krause fest.

Und auch die verlässlicheren Dienstpläne seien ein großer Pluspunkt. Ebenso die gute Arbeit im Team.

„Bei uns steht jeder für den anderen ein und wir stützen uns gegenseitig.“

Darüber hinaus habe es am BK immer die Möglichkeit gegeben, sich weiterzuentwickeln und Fort- und Weiterbildungsprogramme in Anspruch zu nehmen.

Fazit: Gute Berufswahl!

Weder Petra Krause noch Anja Schneider haben jemals bereut, den Beruf der Krankenschwester ergriffen zu haben.

„Natürlich gibt es Phasen, in denen man alles an die Wand schmeißen könnte – gerade jetzt zum Beispiel mit Corona“, schmunzelt Anja Schneider.

Aber sie habe es immer geliebt, dass jeder Tag etwas Neues bringe und dies diesen Beruf so spannend mache.

„Ich finde es zudem schön, dass man so viele Menschen mit ihren unterschiedlichen Geschichten kennenlernen darf“, fügt Petra Krause hinzu.

Beide sind sich einig, dass dieser Beruf einen erdet und gelassener werden lässt.

Sie sind froh, im letzten Abschnitt ihres Berufslebens auf der Palliativstation zu arbeiten.

„Hierfür braucht es eine gewisse Lebenserfahrung und Menschenkenntnis, um mit bestimmten Situationen besser umgehen zu können“, sagt Anja Schneider.

Sowohl ihr als auch Petra Krause gefällt vor allem, dass sie nicht nur die Patienten, sondern auch die Angehörigen eng begleiten.

„Es ist sehr erfüllend, den Menschen in der Zeit, die bleibt, die bestmögliche Lebensqualität zu geben.“

Pflegeteamleiter Thomas Borgaes mit Patientin auf der Palliativstation des BK

 

Beitrag aus der BKaktuell, dem Magazin für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des St. Bernward Krankenhauses Hildesheim,
Judith Seiffert, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

Fotos: St. Bernward Krankenhaus Hildesheim

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