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„Ukrainisches Koordinationszentrum Dresden“: Eine Initiative für Geflüchtete

Um die Versorgung von geflüchteten Ukrainern in Dresden zu sichern, wurde noch am ersten Tag des Ukraine-Krieges die Initiative „Ukrainisches Koordinationszentrum Dresden“ gegründet.

Der Oberarzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und Mitgründer der Initiative Bronislav Matkivskyy erinnert sich: „Damals erlebten wir Probleme aus allen möglichen Bereichen auf einmal.“

Von Sven Eichstädt veröffentlicht: 24.02.2023 und mit freundlicher Genehmigung der ÄrzteZeitung

Ein Jahr Krieg in der Ukraine

Das Vibrieren seines Handys weckt Bronislav Matkivskyy mitten in der Nacht auf.

Es ist die Nacht zum 24. Februar 2022, der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hatte begonnen und der Oberarzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Dresdner St. Joseph-Stift erhält hunderte SMS und E-Mails.

„Dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hatte, war für mich nicht so eine große Überraschung“, erinnert sich der 59-Jährige.

„Der Krieg gegen die Ukraine hat schon 2014 mit der Annexion der Krim angefangen, auch wenn er da noch nicht diese Dimensionen hatte wie jetzt.“

Noch am 24. Februar 2022 gründete Matkivskyy zusammen mit rund zehn weiteren Kollegen und Freunden sowie der Unterstützung der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche die Initiative „Ukrainische Koordinierungszentrum Dresden“. Der Verein half zum Beispiel geflüchteten Ukrainern, die in Dresden angekommen waren.

„Innerhalb der ersten zwei bis drei Wochen nach dem Kriegsbeginn haben wir mehr als 800 Privatwohnungen gefunden, in denen Geflüchtete aufgenommen werden konnten“, erinnert sich Matkivskyy.

Er selbst, verheiratet und Vater von drei Kindern, nahm in seinem Haus in Dresden eine Frau aus der Ukraine mit ihrem Sohn und Studenten auf. „Sie fanden bei uns für fast ein halbes Jahr eine sichere Bleibe.“

Die Versorgung von schwangeren Geflüchteten

Seit November hat der Verein ein ukrainisches Haus in Dresden.

Der Mediziner kümmerte sich außerdem zum Beispiel darum, dass eine geflüchtete Frau aus der Ukraine ihre Chemotherapie in Dresden fortsetzen konnte.

„Ich organisierte bei einem Apotheker das Medikament dafür und fand einen Arzt, der bereit war, die Chemotherapie weiterzuführen.“

Es stellte sich weiterhin heraus, dass mehrere Flüchtlinge schwanger waren.

„Sie wussten nicht, wovon sie die Entbindung bezahlen sollten, weil sie unmittelbar nach der Ankunft in Dresden noch nicht in der Bundesrepublik krankenversichert waren.“

Außerdem organisierten Matkivskyy und seine Freunde Dolmetscher, holten geflüchtete Menschen nach ihrer Ankunft am Dresdner Hauptbahnhof ab und halfen ihnen.

„Alles neben meinem normalen Beruf als Frauenarzt im Krankenhaus“, denkt Matkivskyy zurück. „Damals erlebten wir Probleme aus allen möglichen Bereichen auf einmal.“

Das Krankenhaus St. Joseph-Stift unterstützte seine Arbeit mit einer Sachspende im Wert von 5.000 Euro, die unter anderem aus Verbandsmaterial, Spritzen, Infusionssysteme und OP-Material bestand.

Dazu zählte auch, Kliniken und Ärzte in der Ukraine mit Spenden zu helfen.

„Ich hatte in Lemberg in der Ukraine Medizin studiert und habe noch Kontakte zu ehemaligen Kommilitonen, die jetzt an verschiedenen Krankenhäusern in der Ukraine arbeiten.“

Matkivskyy und seine Freunde sammelten Medikamente, die Apotheker spendeten und brachten sie in die Ukraine.

Für die Transporte in die Ukraine kauften sie gebrauchte Kleintransporter.

„In zwei bis drei Tagen waren die Spenden jeweils in der Ukraine.“

Im März 2022 sammeln das Krankenhaus und zahlreiche Mitarbeitende dringend benötigte Sachspenden.
Foto: Krankenhaus St. Joseph-Stift Dresden

Demonstrationen in Dresden

Ein weiterer Aspekt des Engagements von Matkivskyy umfasst das Organisieren von Demonstrationen in Dresden.

„Wir wollten uns als Ukrainer zeigen und den Menschen deutlich machen, dass wir als Land und Nation zu Europa gehören.“

In der Nähe der Frauenkirche und der Synagoge in der Innenstadt von Dresden versammelten sie sich zu den Demonstrationen, unter ihnen viele Frauen mit ihren Kindern.

Im September, am Tag des ersten großen Angriffs auf die ukrainische Energie-Infrastruktur, hatte der Verein ein spontanes Kerzenanzünden und Gedenken auf dem Neumarkt an der Frauenkirche mit vielen Teilnehmern organisiert.

Im Dezember zog sich eine Lichterkette an der Augustusbrücke über die Elbe, sie war verbunden mit einer Sammlung von Weihnachtsgeschenken für ukrainische Kinder.

Für den 24. Februar 2023, wenn sich der Kriegsbeginn zum ersten Mal jährt, führten Matkivskyy und seine Freunde wieder eine Kundgebung in Dresden durch.

„Damit die Menschen in Dresden den Krieg bei uns in der Ukraine nicht vergessen.“

Die Leitung des Krankenhauses St. Joseph-Stift hat bis zum 24. Februar wieder eine Spendenaktion durchgeführt.

Solange der Krieg in der Ukraine noch andauert, wird Matkivskyy also weiterhin neben seiner Arbeit in der Klinik viel zu tun haben, um die Menschen aus und in der Ukraine zu unterstützen.

 

Initiative „Ukrainisches Koordinationszentrum Dresden“

Vor dem Hintergrund der aktuellen dramatischen Szenen aus dem Krieg in der Ukraine haben Plattform Dresden e.V. zusammen mit der Ukrainischen griechisch-katholischen Personalpfarrei St. Michel zu Dresden die Initiative „Ukrainisches Koordinationszentrum Dresden“ ins Leben gerufen. Das Ziel dieser Initiative ist, die außerordentlich hohe Hilfsbereitschaft in und um Dresden zu organisieren und zu koordinieren.

Wenn Sie das Ukrainische Koordinationszentrum finanziell unterstützen möchten, dann überweisen Sie bitte Ihre Spende auf das Konto der Stiftung Diakonie Leben.

Stiftung Diakonie Leben
Ostsächsische Sparkasse Dresden
IBAN: DE98 8505 0300 0221 2443 79
BIC: OSDDDE81XXX
Verwendungszweck: UKZ

Caritas international

Der Elisabeth Vinzenz Verbund, seine Einrichtungen und dessen Mitarbeitende zeigen sich solidarisch mit den von Krieg und Vertreibung betroffenen Menschen in der Ukraine.

Der Elisabeth Vinzenz Verbund unterstützt hierbei zweckgebunden Caritas international – Das Hilfswerk der deutschen Caritas.

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