Schwerpunkt Christliches Profil, Medizin im EVV, Menschlichkeit verbindet

An der Seite des Lebens

Das Elisabeth Vinzenz Institut organisiert drei Veranstaltungen, die Fragestellungen rund um den assistierten Suizid in den Mittelpunkt stellen.

Zwei Fragen

 

Herr Steffes-Ollig, Sie haben die Themenreihe in Ihrer Funktion als Leiter des Elisabeth Vinzenz Instituts konzipiert.
Was ist Ihre Motivation und wie konnten Sie die drei Referenten für die Tagungen gewinnen?

Jürgen Steffes-Ollig: Auf Anfrage vieler Ärzte, Ärztinnen und vieler Pflegekräfte aus den Einrichtungen, verbunden mit der aktuell laufenden Gesetzgebung zum Thema und den Beratungen des Deutschen Ethikrates, habe ich mich auf die Suche nach Fachleuten gemacht, die aus verschiedenen Perspektiven das Thema entfalten.

Es ist gelungen, Referenten zu finden, die das Thema „Assistierter Suizid“ aus der Perspektive des Lebens bedenken und deshalb besonders den Gedanken entfalten, an der Seite der Sterbenden zu sein und diese zu begleiten.

 

Frau Branz, als Leiterin des Fachbereiches Christliches Profil beobachten Sie Wertethemen in der Gesellschaft, wie eben auch die Fragestellung rund um den assistierten Suizid.
Wie bewerten Sie die aktuelle Diskussion? Und wie findet diese Diskussion in den EVV-Häusern statt?

Cäcilia Branz: Für mich zeigt sich im Diskurs oft eine Lücke zwischen dem abstrakten Reden über Sterbehilfe und der Erfahrung derer, die den sterbewilligen Menschen begegnen.

Die Vorstellung vom assistierten Suizid als selbstbestimmte, saubere Lösung bedient unsere natürliche Angst vor dem Sterben – und ist eine Illusion. Leichtfertig argumentiert, wer außer acht lässt, was die Psychologie weiß und was wir im Krankenhaus auch erleben: dass Sterbewünsche volatil, also stark veränderlich sind. Und dass Sterbewünsche oft keine Todeswünsche sind, sondern die Sehnsucht, anders leben zu können, also mit weniger Schmerzen oder psychisch unbelasteter.

In den EVV-Krankenhäusern nehme ich wahr, wie die Teams sich interdisziplinär mühen, mit den leidenden Patienten und Patientinnen und ihren Angehörigen den besten Weg zu finden und zu gehen. Die palliative und geriatrische Versorgung und die Vernetzung mit Beratungsstellen, Hospizen, Pflegeheimen und psychiatrischen Kliniken sind von größter Bedeutung. Ethische Fallbesprechungen gehören zum Standard und sind gleichzeitig immer auch emotionale Ausnahmesituationen, weil ein Sterbewunsch eben kein Standardfall ist, sondern immer eine individuelle Grenzsituation.

Die geplanten Veranstaltungen bieten die Chance, persönliche Einstellungen und professionelle Kompetenz zu reflektieren.

Worauf wir ein Augenmerk legen müssen, ist die Fürsorge für die Mitarbeitenden.

 

Drei Veranstaltungen

 

22.11.2022 im Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern, Hildesheim

Assistierter Suizid – an der Seite des Lebens bleiben: Ethische Herausforderung für Pflegende, Ärzteschaft und Träger im katholischen Krankenhaus

Prof. Dr. med. Stephan Sahm ist Professor für Medizinische Ethik an der Goethe-Universität in Frankfurt und Chefarzt am Offenbacher Ketteler Krankenhaus. Als Referent dieser Tagung im Hildesheimer Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul erläutert und begründet er seine Position und benennt klare Unterscheidungen.

 

12.01.2023 in der Geschäftsstelle des EVV, Berlin

Assistierter Suizid – Herausforderung für ein katholischen Krankenhaus

Prof. Dr. Holger Zaborowski ist Professor für Philosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt. Als Referent dieser Tagung diskutiert er mit den Teilnehmenden unterschiedliche Fragestellungen, die sich für Mitarbeitende katholischer Krankenhäuser stellen. Veranstaltungsort ist die neue Geschäftsstelle der EVV GmbH in Berlin-Tempelhof.

 

21.03.2023 in der Geschäftsstelle des EVV, Berlin

Assistierter Suizid – Ethisch-spirituelle Fallbesprechung

Prof. Dr. med. Eckhard Frick ist Professor für Spiritual Care und psychosomatische Gesundheit an der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum rechts der Isar der TU München. In seinem Workshop arbeitet der Jesuit mit Fallbeispielen aus der Praxis. Auch diese Veranstaltungen findet beim Elisabeth Vinzenz Verbund in Berlin statt.

 

Anmeldung & Kosten

Die Anmeldung für Interessierte erfolgt direkt über das Elisabeth Vinzenz Institut.

Die Tagungen sind für Mitarbeitende der EVV-Einrichtungen unentgeltlich.

Kontakt bitte direkt über das Elisabeth Vinzenz Institut: institut@elisabeth-vinzenz.de

Positionierung des EVV zur Frage des assistierten Suizids

Der EVV ist Teil eines Bündnisses von über 730 Krankenhäusern, die sich zur Frage des assistierten Suizids positioniert haben.

Auch bei bester Betreuung und Pflege und bei einer professionellen palliativen Begleitung ist es denkbar, dass Menschen in besonders schwierigen Einzelfällen dennoch den Wunsch haben, ihrem Leben vorzeitig ein Ende zu setzen.

In den Einrichtungen des Elisabeth Vinzenz Verbundes wird Menschen, die sich aufgrund einer schweren Erkrankung in einer kritischen Lebenslage befinden und den Wunsch nach einem assistierten Suizid äußern, mit Respekt begegnet.

Im gemeinsamen Gespräch suchen die handelnden Akteure nach Möglichkeiten, körperliches und seelisches Leid zu lindern. Wo immer dies möglich ist, wird eine professionelle palliative Versorgung angeboten.

Hier finden Sie unsere Positionierung im Detail

 

Das Elisabeth Vinzenz Institut

Das Elisabeth Vinzenz Institut ist eine Einrichtung des Elisabeth Vinzenz Verbundes und unterstützt Führungskräfte und Mitarbeitende der oberen und mittleren Ebene in der Wahrnehmung ihrer Verantwortung durch persönlichkeitsbezogene und wertorientierte Fort- und Weiterbildungen.

In Zusammenarbeit mit dem Fachbereich „Christliches Profil“ im Elisabeth Vinzenz Verbund (EVV) werden verschiedene Kurs- und Weiterbildungsangebote sowie vertiefende Angebote zur persönlichen und spirituellen Entwicklung erarbeitet.

Selbstverständlich geben die Angebote des Institutes einen geschützten Raum, ohne den eine Persönlichkeitsentwicklung nicht möglich ist. Leiter des Elisabeth Vinzenz Instituts ist Jürgen Steffes-Ollig.

 

Der Fachbereich Christliches Profil im EVV

Ihr christliches Profil macht die Einrichtungen des Elisabeth Vinzenz Verbundes unverwechselbar – nicht als starres Programm, sondern als dynamischer Prozess, der drei starke Traditionen mit der Zukunft im 21. Jahrhunderts konfrontiert.

Aufgabe des Fachbereichs „Christliches Profil“ im EVV ist es, seismografisch Wertethemen in den Häusern, aber auch im Gesundheitswesen insgesamt und in der Gesellschaft wahrzunehmen und die Einrichtungen dabei zu unterstützen, diese in die Diskussion und in eine fruchtbare Umsetzung zu bringen und schließlich sichtbar zu machen.

Der Fachbereich fördert dabei den Austausch und Wissenstransfer zwischen den Häusern. Er arbeitet eng mit den Geschäftsführern, den Direktorien, den Verantwortlichen für die Wertebeiräte und den Seelsorgenden in den Einrichtungen zusammen. Leiterin des Fachbereiches „Christliches Profil“ ist Cäcilia Branz.

Fotos: Manuel Tennert
Interview: André Schmincke, Leiter Unternehmenskommunikation Elisabeth Vinzenz Verbund GmbH

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