Schwerpunkt Allgemein, Demenz, Medizin im EVV, Menschlichkeit verbindet, Viele Häuser. Ein Verbund. EVV.

5 Jahre Klinik für Geriatrie am Berliner SJK

Die Klinik für Geriatrie feiert im April 2021 ihr fünfjähriges Bestehen im St. Joseph Krankenhaus Berlin Tempelhof.

Deren Gründerin, Chefärztin Dr. Rahel Eckardt-Felmberg, zeigt sich im Interview erfreut anlässlich ihres Klinik-Jubiläums.

 

Frau Dr. Eckardt-Felmberg, Sie sind im April 2016 mit einem kleinen Team und wenigen Betten gestartet und leiten heute eine etablierte Klinik am St. Joseph Krankenhaus Berlin Tempelhof. Wie bewerten Sie die vergangenen fünf Jahre?
Dr. Eckardt-Felmberg: Es freut mich, dass sich unsere Klinik für Geriatrie intern sowie innerhalb der Berliner Gesundheitslandschaft etabliert hat.

Wir sind 2016 als kleines Pflänzchen gestartet und mittlerweile ein stabiler, tragfähiger Ast, mit vielen bunten Blättern und Früchten am Baum des St. Joseph Krankenhauses.

Und wir sind inzwischen bezirksübergreifend bekannt. Unsere zuweisenden Kliniken und Einweiser sind über ganz Berlin verteilt und nutzen unser Angebot sehr gern.

Innerhalb des Hauses hat es eine Weile gedauert, bis den Mitarbeitenden anderer Kliniken klar wurde, dass wir mehr sind als die Turnabteilung oder Pflegestation im Haus.

Und dass wir sogar umfangreiche medizinische Diagnostik und Therapie anbieten können.

Unser interdisziplinärer Ansatz bietet eine persönliche Chance für alle Mitarbeitenden, sich in einem multiprofessionellen Team zu bewähren und gemeinsam die Patientinnen und Patienten zur Wiedererlangung ihrer Selbständigkeit zu unterstützen.

Den Austausch mit den anderen Berufsgruppen sehen wir als Anregung und Bereicherung der eigenen beruflichen und persönlichen Sichtweise.

 

Auf Visite und im Kontakt mit den Patienten: Chefärztin Dr. Rahel Eckardt-Felmberg.
Foto: Werner Popp // Hinweis: alle Bilder auf Station sind vor der Corona-Pandemie entstanden.

Akutmedizin und Therapie, eingebettet in Rehabilitation

 

Ihr Anspruch lautet, die Lebensqualität der Patienten im Alter wiederherzustellen. Was zeichnet Ihr Konzept dabei besonders aus?
Dr.
Eckardt
-Felmberg: Ja, ein wirklich großer Erfolg ist die hohe Zahl derjenigen Patientinnen und Patienten, die in ihr normales häusliches Umfeld in Selbständigkeit zurückkehren können.

Wir wollen durch unsere Arbeit Folgeerkrankungen und Pflegebedürftigkeit nach dem Krankenhausaufenthalt vermeiden. Bereits am Aufnahmetag wird ein individuelles Behandlungs- und Rehabilitationskonzept erarbeitet, das Assessments zur Einschätzung der vorhandenen Fähigkeiten und Einschränkungen der Patienten umfasst.

Schließlich haben wir ein sehr gutes und in der Regel fallabschließendes Entlassungsmanagement.

Das ist ein echtes Pfund, denn Multimorbidität – also mehrfache chronische Erkrankungen – erfordert ein komplexes Nachsorgeverfahren beim Übergang vom Krankenhaus zu den nachversorgenden Leistungserbringern und in die häusliche Umgebung.

Dieser Prozess fängt bereits bei der Patientenaufnahme an und umfasst Medikationsverordnungen, Verband-,  Heil- und Hilfsmittel sowie häusliche Krankenpflege.

So gelingt es bei den meisten Patienten, eine Entlassung zurück ins gewohnte Umfeld zu ermöglichen.

Einen „Drehtüreffekt“ wollen wir so gut es geht vermeiden.

Foto: EVV

Körperliche und geistige Aktivierung der Patienten steht bei sämtlichen therapeutischen und pflegerischen Behandlungen im Vordergrund. 
Foto: Werner Popp // Hinweis: alle Bilder auf Station sind vor der Corona-Pandemie entstanden.

Zusammenspiel der Fachexperten

 

Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen im Haus und innerhalb des Elisabeth Vinzenz Verbundes hausübergreifend?
Dr.
Eckardt-Felmberg
: Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Fachabteilungen im Haus funktioniert sehr gut.

Ein Meilenstein unserer internen und fachübergreifenden Arbeit war der Start des Alterstraumatologischen Zentrums (ATZ) 2017, zusammen mit der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie.

Mit dieser Einrichtung wurde die strikte Trennung zwischen Unfallchirurgie und internistisch-geriatrischer Nachsorge aufgehoben, weil ältere Menschen nach einem Unfall oder Sturz eine umfassendere medizinische, therapeutische und psychische Behandlung und Betreuung benötigen.

Bei ihnen müssen Fragen wie Vor- oder Begleiterkrankungen, Mehrfachmedikation, aber auch Beeinträchtigungen der Seh- und Hörfähigkeiten, der Mobilität oder der geistigen Aufnahmefähigkeit mitberücksichtigt werden.

Der wesentliche Vorteil für die Patientinnen und Patienten an unserem ATZ ist die kontinuierliche Betreuung „aus einer Hand“.

Vom Aufnahme- bis zum Entlassungstag verbleibt der Patient auf der gleichen Station und wird durch ein fächerübergreifendes Team aus Ärzten der Unfallchirurgie und Geriatrie, Pflegekräften, Sozialdienstmitarbeitern sowie Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Psychologen behandelt.

Alle kommen zu den Patienten – nicht umgekehrt!

Ich bin froh und dankbar, das diese Zusammenarbeit mit tollen und motivierten Kolleginnen und Kollegen Früchte trägt – im Sinne unserer Patientinnen und Patienten.

Was die Zusammenarbeit mit den Fachexperten der Partner-Häuser im EVV betrifft, so gibt es einen ersten Austausch mit Standorten wie dem Sankt Elisabeth Krankenhaus Eutin, dem St. Bernward Krankenhaus Hildesheim oder dem Krankenhaus St. Joseph-Stift Dresden.

Ich würde mir wünschen, dass wir diesen weiterführen und ausbauen – gerade im Bereich der Demenziellen Erkrankungen, die perspektivisch an Relevanz in allen Krankenhäusern gewinnen werden, gäbe es gute Experten und Themen, die nachhaltiger miteinander vernetzt werden können.

 

Die Physiotherapie unterstützt Patienten dabei, wieder selbständig sitzen, stehen oder gehen zu können, auch durch den Einsatz von Hilfsmitteln.
Foto: Werner Popp // Hinweis: alle Bilder auf Station sind vor der Corona-Pandemie entstanden.

Bedarf an geriatrischen Behandlungen wird steigen

 

Frau Dr. Eckardt-Felmberg, wie wird der Bedarf an geriatrischen Behandlungsmöglichkeiten perspektivisch wachsen?
Dr
. Eckardt-Felmberg: Aufgrund der demografischen Entwicklung wird der Bedarf an geriatrischen Behandlungen stark zunehmen.

Nach der aktuellen Bevölkerungsprognose werden 2030 knapp 800.000 Menschen in Berlin älter als 65 Jahre alt sein, davon immer mehr Hochbetagte, womit die über 80jährigen beschrieben sind.

Damit einher geht eine große Herausforderung für unsere Gesellschaft einerseits.

Und andererseits eine große Chance für uns als geriatrische Mediziner, Pflegende und Therapeuten.

Der Bedarf an stationären, teilstationären und ambulanten geriatrischen Versorgungsstrukturen wächst.

Wir wollen unsere Expertise hier einbringen, um Menschen in einer schwierigen Situation zu helfen und Teilhabe zu ermöglichen.

 

Was bedeutet das konkret?
Dr. Eckardt-Felmberg:
Aufseiten der ambulanten Versorgungsstrukturen gibt es Handlungsbedarf in Berlin, denn die dürften so nicht ausreichen.

Es fehlen die Zulassungen für Geriatrische Institutsambulanzen (sog GIA, Anmerkung). Nur in Berlin-Buch gibt es eine.

Und es fehlt an niedergelassenen Geriatern, von denen nur eine Hand voll tätig ist. In Berlin sind die meisten Geriater im stationären Bereich tätig.

Das St. Joseph Krankenhaus hat dem wachsenden Bedarf Rechnung getragen und weitere Betten im Berliner Krankenhausplan beantragt.

 

Liebe Frau Dr. Eckardt-Felmberg, herzlichen Dank und Ihnen persönlich viel Erfolg weiterhin!

Foto: EVV

 

Zur Person:
Chefärztin Dr. Rahel Eckardt-Felmberg hat die Klinik für Geriatrie am Berliner SJK im April 2016 aufgebaut und leitet ebendiese.

Die gebürtige Berlinerin ist Fachärztin für Innere Medizin mit Zusatzbezeichnung Klinische Geriatrie. Ihre Spezialgebiete sind Ernährung und Mangelernährung im Alter, Demenz, Pharmakotherapie und Polypharmazie sowie Versorgung chronischer Wunden.

 

Zur Klinik für Geriatrie am Berliner SJK:
In der Klinik für Geriatrie behandelt das Team um Chefärztin Dr. Rahel Eckardt-Felmberg ältere Menschen mit akut-internistischen, neurologischen, chirurgischen und orthopädischen Krankheiten.

Bereits am Aufnahmetag wird ein individuelles Behandlungs- und Rehabilitationskonzept erarbeitet, das Assessments zur Einschätzung der vorhandenen Fähigkeiten und Einschränkungen der Patientinnen und Patienten umfasst.

 

Altersmedizin im Elisabeth Vinzenz Verbund

Ältere Menschen profitieren in besonderer Weise von der medizinisch-pflegerischen Kompetenz im Elisabeth Vinzenz Verbund (EVV): Mehr als jeder zweite Patient in den EVV-Krankenhäusern ist älter als 65 Jahre. Und knapp jeder fünfte Patient sogar über 80 Jahre alt.

 

Foto Frau Dr. Eckardt-Felmberg: EVV

Share on FacebookTweet about this on TwitterEmail this to someone